Friedhof

Bei Friedhofsangelegenheiten wenden Sie sich bitte an:

Frau Monika Falk

Ev. Kirchenkreis Dortmund
-Kreiskirchenamt-
Abteilung Bau und Liegenschaften
Jägerstraße 5
44145 Dortmund

Telefon : 0231/22962-521

Telefax:  0231/22962-422


monika.falk@ekkdo.de

 

Friedhofssatzung

Prüfung der Grabsteine auf Standsicherheit

Am ......... ab ca. 17:00 Uhr wird auf unserem Friedhof durch einen unabhängigen
Sachverständigen die Prüfung der Grabsteine auf Standsicherheit durchgeführt.
Die Nutzungsberechtigten haben die Möglichkeit, an der Überprüfung teilzunehmen.
Warum bedarf es einer jährlichen Standsicherheitsprüfung?
Frost, Regen, Senkungen und Einwirkungen von Wurzelwerk können die Standsicherheit von Grabmalen erheblich beeinträchtigen, ohne dass sichtbare Schäden entstehen.
Jährlich ereignen sich bundesweit rund 100 Unfälle, welche auf lose Grabmale – die zum Teil mehrere hundert Kilo wiegen - zurückzuführen sind.
Durch die regelmäßige Prüfung der Standsicherheit wird gewährleistet, dass auf unserem Friedhof keine Gefährdung von Personen durch lose Grabsteine ausgeht und somit Unfälle verhindert werden.
Die Standsicherheitsprüfung ist daher keine Behördenwillkür, auch wenn sie oftmals den Unmut der Friedhofsnutzer hervorruft und Kritik laut wird, denn jedes Jahr wieder werden bei der Kontrolle lockere Grabmale festgestellt.

Rechtsgrundlage
Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (BGH) müssen die Friedhofsträger im Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflicht zumindest einmal im Jahr die Standfestigkeit der Grabmale überprüfen. Die Prüfung hat gemäß der Unfallverhütungsvorschrift VSG 4.7 der Gartenbau-Berufsgenossenschaft zu erfolgen.

Ablauf der Prüfung
Über einen Zeitraum von mehr als 2 Sekunden werden auf die Oberkante des Grabmals mit einem gleichmäßig dosierten Druckaufbau horizontale Lasten aufgebracht, um die Lage- und Kippsicherheit zu überprüfen.

Die Größe der horizontalen Lasten ist abhängig von der Höhe des Grabmals.

Die erforderliche Standfestigkeit des Grabmals ist gegeben, wenn hierbei keinerlei Schwankungen auftreten.
Des Weiteren erfolgt die Kennzeichnung nicht standsicherer Grabmale sowie die entsprechende Dokumentation, d. h. Aufnahme aller Grabmale mit den dazugehörigen Daten. Die Nutzungsberechtigten werden von der Friedhofsverwaltung angeschrieben und zur Beseitigung der Gefahrenlage aufgefordert.
 

Mit freundlichem Gruß
Ihre Friedhofsverwaltung
Evangelischer Kirchenkreis Dortmund
Monika Falk
Tel: 0231 / 22962–521, Fax: 0231 / 22962–422
eMail: monika.falk@ekkdo.de

 


Geschichte des Friedhofs der Evangelischen Kirchengemeinde Dortmund–Brackel

Eigentlich ist der Gemeindefriedhof zwischen Oberdorfstraße und Hörder Straße wegen großer Seuchengefahr entstanden. Denn ursprünglich haben die verstorbenen Gemeindeglieder ihre letzte Ruhestätte auf dem alten Friedhof direkt an der Kirche erhalten. Manche (begüterte) Verstorbene wurden sogar in der Kirche beerdigt, so z.B. der Reformator Brackels Arent Rupe. Der Begräbnisplatz vor der Kirche hieß „Kirchhof“. Immer wenn die Gemeinde sich zum Gottesdienst versammelte, ging sie an den Verstorbeben vorbei. So waren die Lebenden und die Toten in der Feier der Gegenwart des auferstandenen Christus verbunden.

Aber die Seuchengefahr war im 18. Jahrhundert zu groß. Die Ruhr grassierte. So gab es nur stille Beisetzungen, selbst Trauerfeiern waren zeitweise verboten. Die Regierung ersuchte die Gemeinden, Friedhöfe an unbewohnten Orten außerhalb der Ortskerne einzurichten. Seit 1778 waren Beerdigungen in den Kirchen verboten. Das Presbyterium in Brackel argumentierte nun so: man habe schon seit 1770 keine Beisetzung mehr in der Kirche vorgenommen. Aber die kirchlichen Ländereien lägen alle im sumpfigen Norden der Gemeinde. Im trockenen Süden sei aber kein Land zu erwerben. Nach langem Suchen ergab sich 1861 die Möglichkeit, ein 70 a (7000 m²) großes Grundstück zwischen der Oberdorfstraße und der Hörder Straße zu kaufen. Die Kosten von 2000 Thalern wurden durch den Verkauf von Erbbegräbnissen und einem Kredit bei der Provinzial Hülfskasse mit 15 -jähriger Laufzeit gedeckt. Am 5. Oktober 1862 wurde der Friedhof eingeweiht durch den damaligen Pfarrer Gottfried Cremer (Pfarrer in Brackel von 1839-1888). Die erste Beerdigung fand am 20. Oktober 1862 statt. Die älteste erhaltene Grabplatte ist die von Friedrich Jungfernplässler. Er lebte vom 3. Mai 1797 bis zum 1. Juli 1869. Sie befindet sich neben den Denkmälern der Pfarrer Cremer und Bräcker (siehe Fotos links und Mitte). Nach der Eröffnung des Friedhofs erwarben viele Brackeler Bauern Erbgrabstätten an der Osthecke des Friedhofs und statteten sie mit den dem Zeitgeschmack entsprechenden üppigen Denkmälern aus. Einige davon sind noch erhalten, so z.B. das Grabmal der Familie Westermann (siehe Foto rechts). Der Hof stand dort, wo sich heute das City Center befindet.

Pfarrer Cremer sah hellsichtig das Anwachsen der Bevölkerung Brackels durch die Industrialisierung voraus und so erweiterte die Gemeinde bereits 1891 den Friedhof. Die Bezirksregierung machte allerding zur Auflage, dass der alte Kirchhof an der Kirche abgetragen werden müsste. Lange hat das Presbyterium gezögert, die alte Ruhestätte der verstorbenen Brackeler aufzulösen. Aber schließlich sah man sich gezwungen, 1892/93 den alten Friedhof an der Kirche einzuebnen. Pfarrer Theodor Bräcker (Pfarrer in Brackel von 1889-1904) berichtet in seiner Chronik der Gemeinde von interessanten Funden. Arbeiter fanden „manche Münzen aus alter Zeit, teils kölnische, auch einen Pfennig der Stadt Hamm…In vielen Gräbern fand man verkorkte Fläschchen mit Flüssigkeit,  Zeugen eines wunderlichen Aberglaubens: Ausscheidungen von Kranken wurden in irgendeinen Sarg gelegt, damit die Krankheit mit dem Toten begraben würde“.

1899 beschloss das Presbyterium den Bau einer ersten Leichenhalle. Dazu wurde ein Grundstück an der Hörder Straße erworben. Es sollte eine Halle mit einem „würdigen Saal für Reden und schlechtes Wetter“ sein. Im Oktober 1902 wurde die Leichenhalle in Dienst gestellt. Sie war aber baulich bald schon in einem schlechten Zustand und musste aufgegeben werden. Heute ist das Haus schon lange ein Wohnhaus an der Hörder Straße.

Erst am 23. August 1953 konnte der Grundstein für die heutige Friedhofskapelle gelegt werden. Am 25. Juli 1954 wurde sie in  Dienst gestellt. Bei den Erdarbeiten haben junge Männer aus der Gemeindejugend tatkräftig mitgeholfen.

Als in den 1960er Jahren das Kino Linnenbrink am Hellweg/Ecke Nießtraße schloss, übernahm das Presbyterium das Holzgestühl und ließ es in die Friedhofskapelle einbauen, ein in Westfalen sicher einmaliger Vorgang der Nachhaltigkeit.

In den 50er Jahren und zu Beginn der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde bei Bestattungen in Brackel der Weg zum Friedhof oft mit dem gläsernen Leichenwagen, der von einem Pferd gezogen wurde, durchgeführt. Der Kutscher war der Bauer Ziegenfeuter. Der Leichnam wurde vom Haus des/der Verstorbenen abgeholt, und die Trauergemeinde begleitete den Wagen über den Hellweg zum Friedhof. Der Haupteingang war damals der Weg an der Oberdorfstraße.

Früher hatten viele Berufsgruppen Blasorchester. So wurden z.B. die Straßenbahner und die Bergleute oft mit dem Lied: „Ich hatt‘ einen Kameraden“ zur letzten Ruhestätte begleitet.

Die Bestattungskultur hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Die multilokale Mehr-Generationen–Familie bringt es mit sich, dass viele Angehörige der Verstorbenen nicht mehr in Brackel wohnen. Das macht die Grabpflege schwieriger. Das ist nur ein Grund für die Zunahme der Feuerbestattungen. Eine Grabpflege durch die Gemeinde wird stärker nachgefragt. Auch die Trauerfeiern in der Kapelle werden oft in kleinem Kreis gestaltet. Die Fläche des Friedhofs erscheint für die aktuelle Bestattungskultur mit vielen Feuerbestattungen zu groß zu sein.

Der Friedhof ist auch immer ein Ort des Gottesdienstes. Jede Trauerfeier für Gemeindeglieder ist ein Gottesdienst im Namen des dreieinigen Gottes, in dem der Sieg Christi über den Tod verkündigt wird.  In den 1950er und 1960er Jahren fand auch immer am Ostermorgen um 7 Uhr ein Osterlob in der Kapelle statt. Bewegend und tröstend ist auch in jedem Jahr die Andacht auf dem Friedhof am Nachmittag des Ewigkeitssonntags. Hier spielt der Posaunenchor und hier hat auch der Männergesangverein Brackel bis zu seiner Auflösung viele Jahrzehnte den Gottesdienst mitgestaltet. Schuberts „Heilig, heilig, heilig, ist nur er“ klingt sicher Vielen noch im Ohr nach.

Der Friedhof ist seit seinem Bestehen immer ehrenamtlich von der Gemeinde verwaltet worden. Viele Presbyter haben diesen Dienst mit großem Einsatz und Engagement versehen. Sie haben sich immer wieder den Herausforderungen des Erhalts und der Neugestaltung gestellt. Das ist ein Grund zu großer Dankbarkeit. Seit Anfang des Jahres 2020 wird  der Friedhof jetzt von der Verwaltung des evangelischen Kirchenkreises Dortmund  betreut. Die Professionalität, die dort durch die Verwaltung der meisten kirchlichen Friedhöfe im Kirchenkreis gegeben ist, kann auch unserem Friedhof guttun.

Die letzte Verantwortung bleibt aber immer beim Presbyterium der Gemeinde.  

„Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn, ob wir aber leben oder sterben, wird sind des Herrn“. (Paulus an die Römer, Kapitel 8,V14)

 

Quellen : Theodor Bräcker, Ländliche Verhältnisse aus älterer und neuerer Zeit veranschaulicht durch Bilder aus der Geschichte Brackels, Dortmund 1896, neu hrg. von Manfred W. Schwarz 1980;
Heinrich Droste, Kleine Brackeler Kirchengeschichte, Dortmund-Brackel 1954;
Günter Knippenberg, Brackel, ein Dorf am westfälischen Hellweg, Lünen 1997


Gerd Kerl